Donnerstag, 1. Januar 2015

Gnade und Frieden im Jahre des Herrn 2015!

Die Botschaft des Papstes zum Weltfriedenstag am 1. Januar 2015

Nicht mehr Knechte, sondern Brüder

Papst Franziskus weist in seiner Botschaft zum Weltfriedenstag 2015 hin auf den Heilsplan Gottes, der alle Menschen durch die Bekehrung zu Christus in ein neues Leben beruft. Das Leben der Jüngerschaft in Christus ist die Überwindung der durch die Sünde gestörten Beziehung der Menschen untereinander; die natürliche Verwandtschaft durch gemeinsame Abstammung der als Ebenbild Gottes Geschaffenen wird auf die übernatürliche Ebene einer Gemeinschaft von Geschwistern erhoben, zu der in Liebe miteinander lebenden Gemeinschaft der Kinder Gottes.

So beginnt der Heilige Vater seine Botschaft mit der Verkündigung der übernatürlichen Liebesgemeinschaft in Christo mit der Forderung des Hinhörens auf den Plan Gottes:
So stellt die Bekehrung zu Christus, der Beginn eines Lebens der Jüngerschaft in Christus, eine neue Geburt dar (vgl. 2 Kor 5,17; 1 Petr 1,3), welche die Brüderlichkeit als grundlegende Bindung des Familienlebens und als Basis des gesellschaftlichen Lebens zu neuem Leben erweckt.

Daran anschließend erklärt Franziskus die natürliche Verwandtschaft aller Menschen untereinander und deren In-Unordnung-Sein durch die "negative Wirklichkeit" der Sünde. Die natürliche Bruderschaft ist begründet in dem gemeinsamen Ursprung aus demselben Schoß der Mutter alles Lebendigen, der Eva, und desselben irdischen Vaters, des Adam. Alle Menschen sind in Bezug auf Ursprung, Natur und Würde gleich. Die vielen Menschen sind mitunter sehr verschieden, aber sie bilden zusammen die eine Menschheitsfamilie. Das Bewusstseins des brüderlichen Zusammenlebens aber ist zerstört durch die Sünde, das heißt durch die Abwendung von Gott und seinen Geboten:
Leider steht zwischen der ersten Schöpfung, die im Buch Genesis erzählt wird, und der neuen Geburt in Christus, welche die Gläubigen zu Brüdern und Schwestern des »Erstgeborenen von vielen Brüdern« (Röm 8,29) macht, die negative Wirklichkeit der Sünde, die immer wieder die kreatürliche Brüderlichkeit unterbricht und ständig die Schönheit und den Adel, Brüder und Schwestern der einen Menschheitsfamilie zu sein, entstellt.

Die Abwendung von Gott, die Sünde, ist Ursache einer "Kultur der Verknechtung", die sich äußert in "Ablehnung des anderen, Misshandlung von Menschen, Verletzung der Würde und der Grundrechte, Institutionalisierung der Ungleichheiten" und die Verweigerung der Gemeinschaft. Es ergebe sich, so Papst Franziskus die
Notwendigkeit einer ständigen Umkehr zum Bund, der durch das Kreuzesopfer Christi erfüllt wurde. Dabei haben wir die Zuversicht, dass »wo … die Sünde mächtig wurde, … die Gnade übergroß geworden [ist] … durch Jesus Christus« (Röm 5,20.21). Er, der »geliebte Sohn« (vgl. Mt 3,17), ist gekommen, um die Liebe des Vaters zur Menschheit zu offenbaren. Jeder, der das Evangelium hört und dem Aufruf zur Umkehr Folge leistet, wird für Jesus »Bruder und Schwester und Mutter« (Mt 12,50) und daher Adoptivsohn bzw. -tochter seines Vaters (vgl. Eph 1,5).

Die Botschaft Christi macht alles neu
Die freiwillige Entscheidung zu Umkehr und Taufe sind Voraussetzungen dafür, Kind Gottes bzw. Bruder oder Schwester Jesu Christi zu werden. Gott schenkt den Glauben nicht bedingungslos, sondern fordert die freiwillige Zustimmung des Menschen:
Man wird jedoch nicht Christ, Sohn oder Tochter des Vaters und Bruder bzw. Schwester Christi durch eine autoritäre göttliche Anordnung, ohne den Gebrauch der persönlichen Freiheit, das heißt ohne sich freiwillig zu Christus zu bekehren. Kind Gottes wird, wer der Aufforderung zur Umkehr Folge leistet: » Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung seiner Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen « (Apg 2,38). Alle, die auf diese Predigt von Petrus mit dem Glauben und mit ihrem Leben geantwortet haben, sind in die Brüderlichkeit der ersten christlichen Gemeinschaft eingetreten (vgl. 1 Petr 2,17; Apg 1,15.16; 6,3; 15,23): Juden und Griechen, Sklaven und Freie (vgl.1 Kor 12,13; Gal 3,28), deren Verschiedenheit in Bezug auf ihre Herkunft und ihren gesellschaftlichen Stand nicht die Würde jedes Einzelnen schmälert, noch irgendjemanden aus der Zugehörigkeit zum Volk Gottes ausschließt. Die christliche Gemeinde ist also der Ort der in der Liebe gelebten Gemeinschaft unter Geschwistern (vgl. Röm 12,10; 1 Thess 4,9; Hebr 13,1; 1 Petr 1,22; 2 Petr 1,7).

Nachdem der Heilige Vater diese grundsätzliche Wirklichkeit, das Angebot Gottes bzw. die Aufforderung Jesu Christi, sich dem Reich Gottes als Bruder bzw. Schwester anzuschließen, verkündet hat, richtet er sein Augenmerk auf die modernen Formen der Sklaverei und deren Ursachen. Sie sind die unheilvollen Folgen der Sünde, des sich Trennens von Gott, wie der Papst feststellt.

Papst Franziskus erinnert an den Beitrag der Kirche durch - zumeist weibliche - Ordensgemeinschaften, die sich dem Elend der modernen Sklaverei widmen und versuchen "die unsichtbaren Ketten zu sprengen, mit denen die Opfer an ihre Händler und Ausbeuter gefesselt sind" und den entwürdigten Menschen wieder Hoffnung zu geben.

Aber der Einsatz der kirchlichen Institutionen sei nicht ausreichend um dieses Phänomen wirksam zu bekämpfen, so der Papst, und er ruft alle säkularen Institutionen dazu auf, sich ebenfalls und mit allen möglichen Mitteln dem Kampf um die Zerstörung versklavender Strukturen und Netzwerke anzuschließen. Der Papst erinnert an die Initiativen der Kirche und Zusammenarbeit mit "verschiedenen Akteuren" und an das beispielhafte Zeugnis der heiligen Giuseppina Bakhita, die selbst Opfer von Sklavenhändlern und grausamer Sklavenhalter geworden war und durch den katholischen Glauben eine "freie Tochter Gottes" wurde:
In den letzten Jahren hat der Heilige Stuhl den schmerzvollen Aufschrei der Opfer des Menschenhandels und die Stimme der Ordenskongregationen, die sie in die Freiheit begleiten, aufgegriffen und seine Appelle an die internationale Gemeinschaft vervielfacht, damit die verschiedenen Akteure ihre Bemühungen miteinander verknüpfen und zusammenarbeiten, um diesem Übel ein Ende zu setzen.[8] Außerdem wurden einige Treffen organisiert mit dem Ziel, das Phänomen des Menschenhandels ins Rampenlicht zu rücken und die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure – unter anderem Sachverständige aus dem Bereich der Wissenschaft und der internationalen Organisationen, Ordnungskräfte verschiedener Herkunfts-, Durchgangs- und Zielländer der Migranten und Vertreter der kirchlichen Gruppen, die sich für die Opfer einsetzen – zu erleichtern. Ich hoffe, dass dieser Einsatz in den kommenden Jahren fortgesetzt und verstärkt wird.

In ihrem Werk der » Verkündigung der Wahrheit der Liebe Christi in der Gesellschaft«[9] engagiert sich die Kirche ständig in den Tätigkeiten karitativer Art auf der Basis der Wahrheit über den Menschen. Sie hat die Aufgabe, allen den Weg zur Umkehr zu zeigen, die dazu anregt, den Nächsten mit anderen Augen zu sehen, im anderen, wer immer er sei, einen Bruder und eine Schwester im Menschsein zu erkennen und ihm seine innere Würde in der Wahrheit und in der Freiheit zuzugestehen. Das zeigt uns die Geschichte der Giuseppina Bakhita, der Heiligen aus der Region Darfur im Sudan. Sie wurde von Sklavenhändlern entführt und im Alter von neun Jahren an grausame Herren verkauft. Auf dem Weg über schmerzliche Erfahrungen wurde sie dann durch den Glauben, den sie als Ordensfrau und im Dienst an den anderen – besonders den Geringen und Schwachen – lebte, eine „freie Tochter Gottes“. Diese Heilige, die an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert lebte, ist auch heute eine beispielhafte Zeugin der Hoffnung[10] für die zahlreichen Opfer der Sklaverei und kann die Bemühungen all derer unterstützen, die sich dem Kampf gegen diese » Wunde im Leib der heutigen Menschheit « widmen, » eine Wunde im Fleisch Christi «.[11]

Die ganze Botschaft des Heiligen Vaters zum Welfriedenstag 2015: 


  In diesem Sinne Ihnen/ Euch allen
ein friedvolles und gesegnetes Jahr des Herrn 2015!



Und auch:

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